LOG ON YOUR BACKSIDE- oder: VON JOURNALISTEN, MENNONITEN UND DER MACHT DER MASCHINEN


Irgendwo in Deutschland, irgendwann- aber noch in diesem Jahrtausend- in irgendeiner Redaktion einer Computerzeitschrift.


"Schulze, in zehn Jahren wird es keine Dolmethcher mehr geben. Soll ich ihnen erklären warum?- Nun, intelligente Computer, nicht größer als ein Rasierapparat, eine Uhr, werden ihren gesprochenen oder auch geschriebenen Text direkt ohne zusätzliche Hilfe übersetzen und ihrem Gegenüber auch akustisch übermitteln. Das kleine Ding in ihrer Hand wird es dann direkt sprechen womöglich mit ihrer simulierten Stimme. Eine handliche Kommunikationsmaschine verstehen sie, Schulze?!" Ich nickte ergeben und gab ein braves "Ja!", von mir. "Dann ist es endlich aus mit dem langjährigen büffeln von Vokabeln, dem mühsamen und zeitraubenden Erlernen einer Fremdsprache. Chinesisc? Kein Problem! Sie sprechen einfach ihren deutschen Text in ein so kleines Ding hinein und schon kommt er fast in Echtzeit korrekt chinesisch gesprochen oder geschrieben am anderen Ende wieder heraus." "Das ist ja unglaublich!", fügte ich eifrig anerkennend hinzu. "Das ist die Zukunft", kam es von gegenüber euphorisch wieder zurück. "Aber leider Schulze leben wir noch nicht in der Zukunft, sondern zuert ein mal noch in der Gegenwart und die hat- wie tröstlich- auch ohne die große Zukunft schon einige Wunder und wegweisende Absonderlichkeiten zu bieten." Der Redakteur kam langsam auf mich zu, wedelte beruhigend aber bestimmend mit einem braunen Umschlag in seiner Hand. "Sie werden über eine völlig neue Software auf dem Gebiet der Gesundheitsvorsorge schreiben. Ein Milliardenmarkt der Zukunft. Die Software, das ganze System ist eine Revolution ohnegleichen," wobei er vor mir stehend mit den Augen rollte. "Jawohl, eine Revolution die es uns erlauben wird mittels modernster PCs die Verdauungsprobleme von Millionen, ach Milliarden Menschen in den Griff zu kriegen", ereiferte sich mein Redakteur schwärmerisch. "Na, da bin ich aber gespannt", murmelte ich leise in mich hinein und steckte den Umschlag in meinen Aktenkoffer.


Es war ein Auftrag, der mein Leben verändern sollte. Mein Leben sollte nicht zerstört, sondern ein wenig von Grund auf verändert werden also dann doch irgendwie anders als es mir eigentlich lieb war. Ich sollte einen Testbericht über die neue und brandheiße CAK-Software für das moderne, zukunftweisende WC (d.h. computer aided ka...) schrieben. Das modernste Klo der Welt stand am Starnberger See und sein Besitzer war Herr Dr. Krone-Korken - der Opinion-Leader auf dem Bereich der Gesundheitsvorsorge. Leider sollte sich im weitern Verlauf

meines Vor-Ort-Test bei Herrn Dr. Krone-Korken herausstellen, zu welch ungewöhnlichen Vorstellungen über den Wert des Toilettenpapiers Menschen in unserer Gesellschaft fähig sind. Ganz schön CAKfrech kann man dazu nur noch sagen.