Die Verringerung der Distanz zur Maschine (Virtuelle Realität, VR-Brille, Datenhandschuh), die Auflösung der Subjekt-Objekt-Abgrenzung sowie die semiotische Weiterentwicklung der Maschine könnte ein Weg sein für eine Form der Verstärkung, die eine Maschine aufgrund bestimmter Limitationen objektiv nicht erbringen kann.
Nach JOHNSON-LAIRD (siehe Literaturliste im Anhang) kann man Kreativität wie folgt definieren:
Ein kreativer Prozess geht von gegebenen Bausteinen aus. Aus nichts lässt sich auch nichts kreieren.
Ein kreativer Prozess hat kein vorgegebenes Ziel, sondern lediglich vorgegebene Beschränkungen oder Kriterien, die erfüllt werden müssen.
Ein kreativer Prozeß liefert ein Ergebnis, das für das Individuum neuartig ist, nicht bloß erinnert oder wahrgenommen wurde und nicht routinemäßig oder durch ein einfaches deterministisches Verfahren konstruiert wurde.
b)
Wenn man das bisher Gesagte zusammenfasst, wie ließe sich dann eine Oberfläche charakterisieren, die zu einer Verstärkung von Kreativität fähig ist? Welche Strukturen müßte die Interaktion aufweisen? Ich möchte diese Frage durch ein Gegenbeispiel beantworten, um so zu verdeutlichen, was ich nicht will:
Man stelle sich eine Kreativsoftware vor, die es einem Designer ermöglicht ein Ornament zu variieren. Zusätzlich beinhaltet diese Software noch einen Kreativtrainer, der aus Übungen besteht, wie sie in jedem Buch über Kreativität nachzulesen sind. Der Designer legt die Parameter seines Ornamentes fest, und die Maschine berechnet nach bestimmten Methoden (evolutionäre Optimierungsmethoden, Zellautomaten etc.) die möglichen Variationen. Währenddessen trainiert der Designer als Aufwärmübung seine kreativen Fähigkeiten mit dem anderen Teil der Software. Liegen die Ergebnisse vor, wählt er die besten aus, variiert sie selber und gibt sie dem Kreativprogramm -falls notwendig- zur Überarbeitung wieder zurück. Eine solche Software würde ohne Zweifel die kreative Leistung steigern. Ich behaupte aber, daß es erheblich effizientere Möglichkeiten gibt, als die eben geschilderte. Welche Egenschaften fehlen dieser Kreativsoftware?
Die Ornamente werden nicht in einer wechselseitigen Interaktion (Ergänzungsverfahren) gemeinsam von User und Maschine entwickelt. Die kommunikative Situation steht nicht im Mittelpunkt, sondern die Maschine berechnet ihre Ergebnisse isoliert vom User nach Art einer Rechenmaschine (die Maschine als materialisiertes Kalkül, als graphische Rechenmaschine).