Die Kritik WITTGENSTEINS meint damit ein fehlendes Bewußtsein von der Sprache als Mittel unserer Erkenntnis.Vorstellungen wie die vom 'Wesen der Dinge' sind nicht in der Außenwelt real, weil wir sie uns so vor‑

stellen, sondern weil sie nur in unserem Gebrauch der Sprache existieren. Die Empirie der Sprache, des Bewußtseins ist

nicht identisch mit der Empirie der Außenwelt. Ich möchte hier nicht die ausführliche Argumentation WITTGEN‑

S T E I NS darlegen, aber ich hoffe das Bisherige genügt, umzu zeigen worauf ich hinaus will. HAUG hat genau diese naive Verhältnis zur Sprache als Mittel seiner Erkenntnis. Er glaubt daran, daß er von seinen sprachlichen Begriffen ausgehend auf die Existenz bestimmter Phänomene schließen kann. Eben weil es für ihn - ganz so wie für die Scholastiker des Mittelalters - keinen Bruch zwischen der Sprache und ihren Strukturen und der Außenwelt gibt. Es ist doch nur bezeichnend, wenn wir die sinnlich erfahrbaren Phänomene als nur oberflächliche Erscheinungen abtut und sie damit entwertet. Überhaupt verhält er sich -ganz wie die Kirche des Mittelalters - gegenüber dem Sinnlichen im menschlichen Bereich ebenso abwertend. Für die Kirche waren ja nicht nur die sinnlich erfahrbaren Erscheinungen der Außenwelt aus erkenntnistheoretischen Gründen von vermindertem Wert, sondern auch der Körper des Menschen, die damit zusammenhängenden Bedürfnisse und der Individualismus überhaupt moralisch negativ besetzt. Aber was ist es anderes, wennH A U G den Warenleib als bloße Oberfläche verurteilt, der den armen Konsumenten zum Kauf (oder Sex?) verführt? Oder sein Angriff auf den Sex in der Werbung. Ist dies nicht vielmehr die alte christliche Vorstellung von den bösen Trieben, die fleischliche Gelüste im Menschen wachrufen und ihn dadurch verderben? Nur die sozialistische Erkenntnis kann den Menschen vor dieser Bedrohung bewahren und ihn in das sozielistische Paradies führen. Die Verteufelung eines reichhaltigen Warenangebotes ist die Verteufelung der Lebenslust in der Tradition der christlichen Kirche. H A U G möchte die Waren auf ihr eigentliches Wesen reduzieren, das irgendwann von einem bösen Teufel zu den verführerischen Waren des Kapitalismus entstellt wurde. Aber noch einmal zurück zu meiner These, daß HAUG unwissenschaftlich vorgeht. Schon sein angeblich deduktives Vorgehen (Ich gehe immer von der Deduktion im marxistischen Sinne aus) ist nur die Verschleierung einer Dogmatik unter dem Deckmantel der Wissenschaftlichkeit. H A U GS Stichproben sind nicht Stichproben im Sinne einer empirischen Wissenschaft nach den Verfahren der Statistik, sondern nur von ihm selber willkürlich wiedergegebene Geschichten, die er noch nicht einmal original zitiert. Sein Vorgehen ist also weder intersubjektiv noch verifizierbar. Wissenschaftlich wäre seine Analyse wirklich erst dann, wenn er die intersubjektive Sprache der Mathematik zur Operationalisierung seiner Hypothesen verwenden würde.