Wer waren die Kandidaten des Wahlkampfes im Jahre 1989, über den der SPIEGEL damals berichtete.
Einer der Kandidaten war damals Collor de Mello. Er gewann den Wahlkampf knapp in einer Stichwahl und wurde anschließend Präsident von Brasilien. Man darf sich von dem lautstarken, prahlerischen und sehr agitatorischen Auftreten de Mellos nicht täuschen lassen, denn nicht nur die Parteien waren schwach auch deren Kandidaten haben wenig zu bieten. Noch nicht einmal der Ruf Collor de Mellos als Bekämpfer der Korruption in seinem Heimatstaat Alagoas als Gouvernor ist glaubhaft. An der Geschichte vom Korruptionsbekämpfer ist wenig wahr. Er, Collor de Mello, war selber das Produkt von Lüge und Korruption. Seine Jugend und seine agitatorischer Habitus, der sich in all den Schimptiraden gegen den amtierenden Sarney zeigte, verhalfen ihm zu Aufmerksamkeit und schließlich dem Status des Favoriten. Mit hochgerissenen Händen und zu Fäusten geballt stand er am Mikrofon und brüllte seine Sätze, seine Parolen aus verzerrtem Mund ins Mikrofon. Damit elektrisierte er die Zuhörer, die unter dem Einfluss dieser vorgetragenen Emotionalität zu seinen glühenden Anhängern und Wählern wurden. Ein engagierter und begabter Populist im Land der Manisch-Depressiven.
Ein anderer gnadenloser, hemmungsloser Populist, der gleichfalls wenig Glaubwürdiges zu bieten hatte, war der Kandidat Silvio Santos. Der millionenschwere Fernsehstar und Medienunternehmer hatte jeden Sonntag damals eine eigene zehnstündige Fernsehsendung, in der es um die Armut in Brasilien ging. Er selber entstammte einfachen, ärmlichen Verhältnissen. In den meisten seiner von ihm selber moderierten Sendungen kann man etwas gewinnen: Geld vor allem. Mit Unterstützung des Militärs kaufte Santos 1976 eine Fernsehlizenz und baute durch Zukäufe aus Konkursmassen anderer Sendeanstalten ein eigenes Medienunternehmen auf (SBT). Er steht auch noch heute 2018 jeden Tag vor der Kamera und ist als Einzelperson der größte Steuerzahler Brasiliens.
Alle anderen Kandidaten (Leonel Brizola, Afif Domingos, Mario Covas) haben mehr oder weniger nur geringe Chancen gehabt außer dem späteren Präsident Luis Inacio da Silva "Lula", der in einer Stichwahl 1990 knapp gegen Collor de Mello verlor. Nach Korruptionsvorwürfen trat Collor de Mello schließlich 1992 vorzeitig vom Amt des Staatspräsidenten Brasiliens zurück. Sein Vizepräsident Itamar Franco wurde noch am selben Tag zum Präsidenten ernannt. Bis 2003 war danach Fernando Henrique Carduso Staatsoberhaupt. Er wurde abgelöst von dem ehemaligen Gewerkschaftsfürer "Lula" da Silva , der endlich nach mehreren Anläufen in zwei Jahrzehnten Erfolg hatte Ab 2011 folgte ihm - als von ihm gewollte Nachfolgerin - Dilma Rosseff, die somit die erste Frau in diesem Amt wurde. Nach einem Amtsenthebungsverfahren wurde Michel Temer heutiger (2018) Präsident von Brasilien..