wenig stolz auf mich. Dieses Gefühl hielt leider nur wenige Wochen an. Solange dauerte es nämlich, bis es sich im Kurs herumgesprochen hatte, daß so ziemlich jeder den Eignungstest mit eben dieser Bewertung bestanden hatte. Selbst die Leute hatten das gleiche Ergebnis erreicht, bei denen schon MS-DOS die Grenzen ihrer Lernfähigkeit überstieg. Sehr wahrscheinlich gibt es noch keine Person, die diesen Test nicht bestanden hat.
Natürlich hatte die Zielsetzung, den Kurs um jeden Preis zu füllen, fatale Folgen.— Nicht nur für die Teilnehmer, sondern auch für die Dozenten. Letztere durften sich dann mit den weniger geeigneten Teilnehmern herumplagen, die zum x-ten Male nicht begriffen, wie man ein Unterverzeichnis anlegt und wieder löscht. In meinem Kurs besaßen von den 26 Teilnehmern lediglich sechs die Fähigkeit, eigenständig konzeptionell zu arbeiten. Der Rest konnte noch nicht einmal mit dem Begriff "Briefing" etwas anfangen. Lediglich ein Teilnehmer hatte bereits Erfahrung mit dem Medium Film sammeln können. Das sind natürlich keine geeigneten Voraussetzungen, um "kreative Computer-Grafik" oder "Computer-Trickfilm" erfolgreich zu vermitteln.
Hier trifft allerdings nicht allein das MMD die Schuld. Den Arbeitsämtern scheint es anscheinend schon zu genügen, wenn ein Interessent einen Hochschulabschluß vorweisen kann. Daher sitzen neben Grafikern und Werbeberatern unter anderem Kunsthistoriker, Gesprächstherapeuten und Künstler. Es ist daher eigentlich überflüssig zu erwähnen, daß bei einer solch heterogenen Zusammensetzung die Teamfähigkeit besonders leidet.
Es scheint bereits vorprogrammiert zu sein, daß jeder Teilnehmer am Ende des Seminars ein Zeugnis für bestandene Leistungen erhält. Schließlich erfüllen alle die Anforderungen des MMD. Nur schade, daß das MMD nicht die Anforderungen des professionellen Arbeitsmarktes erfüllen kann.