Das Gute liegt im größten Glück aller Menschen einer Gesellschaft ( JOHN STUART MILL, Utilitarismus). Eng mit diesen Maximen unseres alltäglichen Lebens im Zusammenhang stehen die Forderungen der Wirtschaft nach unbegrenzten Wachstum. Eine Gesellschaft mit Profit und Wachstum als oberste ökonomische Ziele braucht Menschen, die an die Früchte des Egoismus und Hedonismus glauben: nicht teilen mit anderen, sondern besitzen nur für sich selber. Nicht dem anderen helfen, sondern gegen ihn kämpfen. Ohne Zweifel wird ein solches System dem einzelnen Früchte tragen - nur sind diese vergiftet. FROMM zeigt, daß unser sozio-ökonomisches System falsch ist und darum uns und unsere Mitmenschen krank macht. Es zwingt uns zu krankhaften Charakterzügen wie sie in der Psychoanalyse FREUDs untersucht wurden. Ist hemmungsloser Egoismus und Hedonismus nicht das Ende jeder wirklichen Humanität? Ist der Egoismus nicht die Ursache für die Klassenkämpfe in jeder Gesellschaft? Ist nicht der Kommunismus heute selbst ein trauriges Beispiel dafür, wie im Kern humanistische Gedanken pervertiert werden zu einer völlig totalitären

Gesellschaft? Der Kommunismus konnte den Klassenkampf nicht abschaffen, da auch er sich nach den Prinzipien des Egoismus ausrichtet. Aber eine Wachstumsideologie bedeutet noch lange nicht auch eine wachsende Lebensqualität für den einzelnen Menschen. Ich zitiere ERICH FROMM aus seinem Buch ' Haben oder Sein ' ( S. 18 unten):

"Die Entwicklung dieses Wirtschaftssystems wurde nicht mehr durchs die Frage WAS IST GUT FÜR DEN MENSCHEN bestimmt, sondern durch die Frage:WAS IST GUT FÜR DAS WACHSTUM DES SYSTEMS. Die Schärfe dieses Konfliktes versuchte man durch die These zu verschleiern, daß alles, was dem Wachstum des Systems (oder auch nur eines einzigen Konzerns ) diene, auch das Wohl der Menschen fördere."


Im Kapitalismus wird versucht das Wirtschaftssystem vom Menschen abzutrennen. Aber - und dies betont FROMM immer wieder - ökonomisches Verhalten ist auch ein moralisches Verhalten. So ist es nicht überraschend, daß der Mensch im Kapitalismsu ebenso ausgebeutet wird wie die Umwelt. Man könnte nun an dieser Stelle einwenden, daß Egoismus und Hedonismus in der Natur des Menschen lägen und es darum unrealistisch sei, sie verändern zu wollen. FROMM lehnt diese Auffassung scharf ab. Für ihn gehören Habgier, rastlose Unzufriedenheit und Narzißmus nicht zur Natur des Menschen. Sie sind keine angeborenen, sondern anerzogene, erlernte Eigenschaften, die krankhaft sind. Darum muß und kann man den Menschen verändern zu einer gesunden Persönlichkeit hin. Mit dem Bericht des Club of Rome aus dem Jahre 1972/74 stimmt FROMM darin überein, daß es nur eine Rettung für uns gibt. Einen fundamentalen Wandel der menschlichen Grundwerte und Einstellungen im Sinne einer neuen Ethik.