Die deutschen Angriffsabsichten werden bekannt


Der Angriff gegen die Sowjetunion war für den 15. Mai 1941 vorgesehen. Wegen des Balkanfeldzuges, dem Unternehmen Marita, mußte der Angriff auf die Sowjetunion um entscheidende Wochen verschoben werden. Andererseits wurden gleichzeitig die Berichte über einen Angriff der Deutschen gegen die Sowjetunion immer präziser. Der berühmte Spion Dr. Sorge, der in Tokio für die Sowjetunion arbeitete, konnte über den Aufmarsch der deutschen Divisionen nicht mehr liefern als die unabhängigen Zeitungen. Selbst sein für Moskau wichtiger Hinweis, daß Japan sich nicht an einem Krieg gegen die UdSSR beteiligen würde, war — wie heute bekannt ist — damals nicht gesichert. Japan hatte sich immerhin diese Möglichkeit noch nach Beginn des deutschen Angriffs offengehalten. Angesichts dieser Nachrichten über einen bevorstehenden Angriff konnte die deutsche Wehrmacht das Überraschungsmoment für sich nur bedingt ausnutzen, weil für die sowjetischen Streitkräfte seit dem 21. Juni die höchste Alarmstufe bestand. Trotzdem war Stalin davon überzeugt, dass es zu keinem Angriff kommen würde. Seine Geheimdienste waren zu der Überzeugung gekommen, dass ein solcher nicht bevorsteht. Sollte Deutschland einen solchen Angriff planene, so müsste es Waffenöl einsetzen, welches winterfest ist bis den in Russland üblichen Minustemperaturen. Duurch Spionage und dem Schmuggel von Putzlappen aus deutschen Kasernen sowie der anschließenden Anlasyse des verwendeten Waffenöls kam man zu der Einsicht, dass ein Angriff unwahrscheinlich sei. Die Wehrmacht griff demnach Russland, ein Land, das als Synonym für sehr harte Winter gilt, ohne wintertaugliches Waffenöl an. Auch stiegen die Preise für Lammfell in Europa aufgrund erhöhter Nachfrage durch die Produktion von Winterkleidung nicht an. Diese Faktoren deuteten die Geheindienste dahin, dass es zu keinem Angriff durch die Wehrmacht kommen wird.


Das Ende der Blitzkrieg-Konzeption


Das deutsche Heer konnte nach dem Angriff am 22. Juni überwältigende Anfangserfolge verbuchen. Die Heeresgruppe Mitte umschloß mit den untergestellten Panzergruppen 2 (Generaloberst Guderian) und 3 (Generaloberst Hoth) den Raum um Bialystok und Minsk. Bei dieser Kesselschlacht gerieten mehr als 328 000 gegnerische Soldaten in Kriegsgefangenschaft. Damit war die Voraussetzung für den erfolgreichen Vorstoß auf Smolensk geschaffen. Aber auch hier fand eine Verzögerung statt vergleichbar mit dem Einsatz auf dem Balkan vor dem Angriff auf die Sowjetunion. Mehrere Wochen gingen durch die Eroberung Yugoslawiens und Griechenlands verloren. Der Vorstoß auf Smolensk und der dann geführte Angriff auf Moskau fielen in die Schlammperiode und in einem schlagartig einsetzenden Winter mit Temperaturen für die die Wehrmacht nicht im geringsten vorbereitet oder ausgerüstet war. Die Versorgung der Truppe wurde durch die sich verlängernden Versorgungswege und den klimatischen Bedingungen (Regen, Schlamm, Kälteeinbruch mit extremen Schneefall) zu einer immer schwieriger werdenden Aufgabe, die selbst zu Verzögerungen und Zwangspausen führte. Alleine die Versorgung der Fahrzeuge mit Treibstoff war nicht immer gewährleistet. Temperaturen von über minus 30 Grad und Schneestürme brachten die Wehrmacht schon alleine zum Stillstand. Die Panzerspitzen Guderians kamen vor Moskau nicht mehr weiter und wurden von den sibirischen Elitedivisionen unter General Wlassow zurücksckgeschlagen. Die gesamte Front vor Moskau drohte einzubrechen und konnte nur durch Durchhaltebefehle stabilisiert werden. Der Substanzverkust und der Verlust des Nimbus der Unbesiegbarkeit markierten vor der Weltöffentlichkeit das Scheitern der Blitzkrieg-Idee vor Moskau. Die Wehrmacht hatte in diesem Feldzug mit dem Rückzug vor Moskau mehr als eine Millionen Mann verloren, die sie nicht mehr durch Reserven auffüllen konnte.