Der Hitler-Stalin-Pakt wirkte sich für das Deutsche Reich nicht nur positiv aus. Der Vertrag hatte einerseits zwar schlagartig die machtpolitischen Verhältnisse in Mitteleuropa zugunsten Deutschlands verändert, andererseits wurden aber die Beziehungen Berlins zu Japan und Italien belastet. Die japanische Regierung — über ein bevorstehendes Abkommen zwischen Deutschland und der Sowjetunion nicht informiert — fühlte sich übervorteilt und ließ über ihren Botschafter in Berlin, Oshima, mitteilen, daß unter den veränderten Bedingungen ein Dreimächteabkommen zwischen Deutschland, Italien und Japan nicht mehr in Betracht komme. Am 28. August 1939 trat die japanische Regierung unter Ministerpräsident Hiranuma zurück. Tokio bemühte sich nunmehr vorläufig um eine Politik der Neutralität.

Mussolini war vom Auswärtigen Amt auf die Möglichkeit veränderter Beziehungen zwischen Deutschland und der Sowjetunion hingewiesen worden. Über die Gründe des Vertrages wurde er allerdings erst nachträglich im einzelnen schriftlich unterrichtet. Auch Mussolini mißbilligte den deutschen Alleingang, weil er zu Recht annehmen mußte, daß sich durch die Rückendeckung Rußlands die Haltung Deutschlands verhärten, der Krieg gegen Polen entfesselt und damit der Anlaß für ein Eingreifen der Westmächte gegeben würde.


Die militärischen Erfolge Deutschlands in Mittel- und Westeuropa


Am 1. September 1939 begann der Krieg mit dem deutschen Überfall auf Polen, und entgegen Hitlers Erwartungen erklärten am 3. September Frankreich und England dem Deutschen Reich den Krieg. Doch trotz der anfänglichen Zurückhaltung Japans und Italiens konnte das Deutsche Reich in Mittel- und Westeuropa eine Reihe von „Blitzkrieg"-Erfolgen erzielen, die zweifellos ohne die Rückendeckung des Hitler-Stalin-Pakts nicht möglich gewesen wären. Bereits am 6. Oktober 1939 brach der letzte polnische Widerstand zusammen.

Die Besetzung Dänemarks und Norwegens durch die Deutsche Wehrmacht gegen erbitterten norwegischen und britischen Widerstand war am 10. Juni 1940 erfolgreich beendet. Am 25. Juni 1940 war Frankreich besiegt. Die Niederlande, Belgien, Luxemburg und Frankreich nördlich und westlich der allgemeinen Linie Genf — Döle — Tours — Monde-Marsan wurden zu deutschen Besatzungsgebieten. Im Westen sorgten spektakuläre Einsäzte von Fallschirmjägern (Fort Eben Emanl) sowie die Operation Sichelschnitt (modifizierter Schlieffenplan) mit dem Durchbruch durch die Ardennen für Überraschung und Verwirrung auf Seiten der westlichen Koalition.