Der Hitler-Stalin-Pakt von 1939


Es scheint so. dass Hitler eine Art Stufenplan für die Durchführung des bevorstehenden Krieges hatte. Diese Absicht Hitlers wird aber relativiert, wenn sie zeitlich in den Zusammenhang der deutschen außenpolitischen Aktivitäten gestellt wird. Im August 1939 gab es nämlich Bemühungen des deutschen Auswärtigen Amtes um eine Verständigung mit der Sowjetunion, weil in Berlin seit Anfang April der Entschluß feststand, Polen bei einer passender Gelegenheit anzugreifen.


Am 19. August 1939 wurde in Berlin ein deutsch-sowjetisches Handelsabkommen unterzeichnet, und am 21. August übersandte der Führer dem Bolschewisten Stalin ein persönliches Schreiben. Hitler begrüßt in diesem Brief den von der Sowjetunion vorgeschlagenen Nichtangriffspakt und drängt darauf, die mit ihm dem Nichtangriffspakt zusammenhängenden Fragen auf schnellstem Wege zu klären. Hitler akzeptierte in seinem Schreiben ferner ein geheimes Zusatzprotokoll, sofern ein Bevollmächtigter in Moskau hierüber selbst verhandeln kann. In demselben Dokument wird auch die Möglichkeit eines Krieges gegen Polen angedeutet.

Die deutschen Bemühungen um eine Vereinbarung mit Moskau waren natürlich im Ausland nicht unbemerkt geblieben. So konnte Hitler auch den Völkerbundkommissar mit seiner Behauptung, er wolle sich mit der Sowjetunion verbünden, um auf diesem Wege die Voraussetzung zu schaffen, Rußland selbst niederzuringen, nicht überzeugen. Diese Beteuerungen wurden zu diesem Zeitpunkt im Westen nicht mehr geglaubt.

Mit einem Schreiben vom 21. August 1939 erklärte sich Stalin mit den Vorschlägen Hitlers einverstanden, und am 23. August unterzeichnete Reichsaußenminister v. Ribbentrop in Moskau den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt sowie ein geheimes Zusatzprotokoll, in dem die Interessensphären Deutschlands und der Sowjetunion abgegrenzt wurden. Die Hoffnung Hitlers, durch diesen diplomatischen Erfolg die Westmächte abschrecken zu können, in den von ihm beabsichtigten Krieg gegen Polen einzugreifen, ging nicht in Erfüllung. Am 25. August reagierte Großbritannien mit der Unterzeichnung des britisch-polnischen Bündnisvertrages.