All die Überblendungen während der Kamerafahrt zu Beginn. Hier erzählt man in poetisch und dunkel-dramatischen Bildern zur Einstimmung auf den ganzen Film. Die Kamerafahrt ist das Laufband der Träume, der Traumbilder, die an uns vorüberziehen. Musikalisch-lyrische Darstellung einer Wohnhöhle: das Schloss Xanadu. Oder doch Nebelheim? Wie man es auch noch darstellen und diskutieren möchte, Orson Welles Leistungen liegen völlig woanders als da, wo die auf Helden versessenen Medien sie suchen und angeblich auch gefunden haben. Er hat all die Menschen für diesen Film begeistern können. Sie gaben ihm das Genie und die Größe. Er alleine als Darsteller in Citizen Kane wäre wohl heute schon längst vergessen worden. Als Schauspieler überzeugt Wells an anderer Stelle in anderen Produktionen. Alleine schone seine Phonetik, die deutliche, melidöse Sprache hebt ihn hervor. Ganz zu Schweigen von seinem Ehrgeiz als Schauspieler, der in Citizen Kane 40 Jahre Lebensunterschied darstellt, also einen Alterungsprozess mithilfe aufwendiger Schmink- und Maskierungstechniken umsetzt. Übrigens hat Citizen Kane als verfilmtes Theaterstück, übereifrig gespickt mit Filmelementen, schon rein filmische Elemente: es sind die Wochenschauen zu Beginn des Films, nach dem Tod von Kane.
Der beste Film, den Orson Welles drehte war The Touch of Evil auf deutsch Im Zeichen des Bösen. Die beste Darstellung in Filmen anderer Regisseure ist wahrscheinlich die des Will Varner in in Martin Ritts The Long Hot Summer. Der Polizist Quinlan in The Touch of Evil und der Will Varner sind die besten Darstellungen von Filmrollen. Seine schlechteste Rolle ist die des Harry Lime in Der dritte Mann. In diesem Film ist die Wiener Kanalisation die beste Hauptdarstellerin.
Orson Welles war das Enfant Terrible für das System Hollywood. Wie konnte Welles ernsthaft meinen, dass ein System wie Hollywood seine Allüren und Träume auf Dauer hinnehmen würde. Schon alleine, dass er als Amerikaner Bildung besaß und an anderen Kulturen interessiert war, trennte ihn vom Massenpublikum. Er musste immer wieder als Schauspieler seiner eignen Filme in anderen Filmen mit minderer Qualität spielen. B-Picture, C-Picture, egal. Hauptsache war das Geld, das durch diese Arbeiten herein kam. Die Dreharbeiten für seine eigenen Filme mussten dann ruhen. Auch hier akzeptierten das viele seiner Darsteller und Beteiligten. Sie warteten, weil sie an das Projekt und dem Menschen Orson Welles glaubten. Sie vertrauten ihm.
Bevor Wells aus Hollywood verschwand hatte er noch mehrere Fernsehproduktionen. in denen er der breiteren Öffentlichkeit - wohl kaum der amerikanischen - Shakespeare nahe brachte. Dabei schüttete er diese Fernsehadaptionen nicht mehr mit all den technischen Möglichkeiten des Films zu wie bei Citizen Kane, der ja eigentlich ein Theaterstück im Shakespeare-Stil ist. In diesen verfilmten Theaterstücken Shakespeare findet man die wahre Größe von Orson Welles und nicht in Citizen Kane.