Schon der Anfang von Citizen Kane, in Schwarz-Weiss gedreht mit all seiner Düsternis des Expressionismus, gleicht eher einem Menetekel, lässt einen pessimistischen Verlauf der folgenden Geschichte erahnen. Es fliesst kein Blut, aber es endet alles im dramatisch überhöhten Scheitern. Kane scheitert als Mensch im dunklen Gefängnis seiner Träume, seiner Traumwelt, in die er sich und seine Mitmenschen einsperrt. Kane ist am Ende des Films das Opfer seiner selbst geworden. Die Kristallkugel mit dem Schnee rollt auf dem Totenbett aus seiner Hand und offenbart die Zauberwelt, den Irrgarten der Wünsche und Hoffnungen und den kindlichen Wunsch nach Schutz vor einer feindlichen Umwelt. Seine Frau, Susan Alexander, hat als Sängerin nicht genügend Talent, um vor dem Publikum, der feindlichen Umwelt, bestehen zu können. Man zieht sich in eine mehr einer Höhle gleichenden, verwunschenes Schloss zurück. Dunkelheit und Tragik umgeben den Anfang. Der Schlitten ist der glückliche Anfang, der nun im Ende mit stirbt, aber nie vergessen war. Die Kindheit mit all ihrem Glück lebt in dem späteren Leben Kanes weiter. Eine tief am Boden aufgestellte Kamera zeigt uns gegen Ende seines Lebens die Decken seines dunklen Schlosses. Einer Höhle gleich erzählen nicht nur die Wände eine Geschichte, sondern auch die Decken. Wie im Mutterleib sind oben und unten gleich. Im Tod zerspringt die Kugel mit ihrer wundersamen Welt darin. Der Bann ist gebrochen und das letzte Wort ist der Anfang: Rosebud - die Rosenknospe. Ich bin der Anfang und das Ende. Am Ende seines Lebens stirbt Kane im Schoße seiner Phantasie, jener steingewordenen Psyche.
Übrigens war die Villa von Hearst, das Hearst Castle, bei weitem nicht so düster wie das Xanadu in Citizen Kane, sondern eher mediterran und hell. Orson Welles wollte aber ein dunkles Zauberschloss ohne Palmen und Barock, ein nordisches Märchenschloss mit all seinen Schatten, seinen Zimmern, um jene shakespearsche Psychologie zu bekommen, mit der man ein düsteres Drama zum Leben erweckt. Alle sterben eines natürlichen Todes, weil das Leben sie umbringt. Und alle leben in einer steinernen Gebärmutter, die sie im Tode frei gibt. Zuerst gleitet Kane die Schneekugel aus der Hand und dann folgt das Wort des Anfangs: Rosebud - Rosenknospe, der Name seines Schlittens in einer Zeit des Anfangs, der Zeit seiner Kindheit. Der Kreis schließt sich. Die Schlange, die sich in den Schwanz beißt.