Citzen Kane ist ein Film, der am Anfang Interesse erweckt, ja sogar durch seine Dramatisierung Spannung erzeugt und den Zuschauer emotional mitnimmt. Das liegt auch an den Wochenschauen, die im Film über Charles Foster Kane gezeigt werden. Nach einer bestimmten Zeit, so nach etwa einem Drittel der Handlung, beginnt das Interesse an den Figuren nachzulassen. Man begreift, das Einzige, was der Film kann, ist es zu dramatisieren. Dramatisierung durch Narration, die sehr unchronologisch ist, und Dramatisierung durch den Bildaufbau, durch die Innere Montage. Dieser Spannungsaufbau läuft aber ins Leere und ermüdet irgendwann, denn es gibt weder eine Emotionalität noch eine Handlung, die diese Spannung auflöst. Wenn Kane gegen Ende des Films das Zimmer seiner Frau zertrümmert, dann gibt es schon darum keine emotionale Identifikation, weil es keine Großaufnahme von seinem Gesicht gibt, das auch gar keine Mimik mehr zeigen kann, weil es durch die aufgetragene Schmincke zu einer grauen Maske erstarrt ist. Kane bewegt sich merkwürdig steif durch den Raum, was der Zusachuer auf sein Alter zurückführt. Wenn jemand aber durch das Alter so eingeschränkt ist, woher nimmt er dann die Kraft dieses Zimmer so stark zu zertrümmern? Die absurd wirkende extrem tiefe Position der Kamera (Warum sehe ich die Decke des Zimmers? Welche emotionale Aussage steckt dahinter?) und das Fehlen von Groß- und Nahaufnahmen lassen den Film an dieser Stelle veraltet wirken. Er erinnert eher an expressionistische Stummfilme als an modernes Kino oder an den ersten modernen Film, den besten Film aller Zeiten. Hat Charles Foster Kane seine Frau geliebt? Wird dies im Film emotional dargestellt? Nein! Kane hat nur Beziehungen zu Männern. Alle dargestellten menschlichen Beziehungen von Kane sind Beziehungen zu anderen Männern. Diese Freundschaften werden ausführlich dargestellt. Wie er seine Frau kennenlernte, wie er sich in sie verliebte wird in dem Film nicht dargestellt.


Was bleibt als Vermächtnis von Orson Wells Citizen Kane? All die visuellen Stilmittel wie durchgehende Schärfentiefe, die sorgfältige Bildkomposition in die Weite des Raumes hinein, die Innere Montage, der Einsatz von Plansequenzen, der Einsatz von Überblendungen wie im Theater (punktuelle Lichtreduktion oder Lichtausweitung), das Durchbrechen der 4. Wand, die aufwändige Maske des Hauptdarstellers, der immerhin eine Spanne von über 40 Lebensjahren darstellen musste und - dies ist wohl die einzige wirkliche Innovation - der Ton, der wie bei einem seiner Hörspiele überlagernd und darum chaotisch und realistisch wirkt. In einigen Szenen reden die Darsteller durcheinander und unterbrechen sich gegenseitig. Die Verwendung des Tons ist ein innovatives Element von Citizen Kane.