nur Hearst, sondern auch seine langjährige Geliebte Marion Davies. Man muss hier an dieser Stelle sehr klar sagen, dass all diese Anschuldigungen die Sichtweise von Hearst und auch Marion Davies war, bei der sich Wells später entschuldigte. Wells selber stritt solchen direkten Angriffe auf Hearst immer ab. Die Vorlagen für Kane und seiner Ehefrau Susan Alexander waren damals verschiedene Personen der Öffentlichkeit gewesen. Dass Hearst und seine Geliebte Marion Davies die ausschließlichen Vorlagen für die beiden Hauptfiguren Kane und Alexander gewesen seien, bestritt Welles vehement so wie seine beiden Drehbuchautoren Herman und Mankiewics. Es gab also für die Figur des Charles Foster Kane und seiner Frau Susan Alexander mehrere Vorbilder in der damaligen US-Öffentlichkeit. Es ist eine Sichtweise von Hearst, wenn er Orson Wells unterstellt, in Citizen Kane eindeutig ihn und seine Geliebte Marion Davies dargestellt zu haben. Aber stimmt all dies auch? Oder sind es nur nachträgliche Vertuschungen und Verdrängungen von Wells und seinen Drehbuchautoren?

Orson Welles hat den im Mai 1941 erschienen Film Citizen Kane, der an der Kasse ein absoluter Flop war, nicht alleine gedreht. Die Drehbuchautoren waren Mankiewics und Hermann. Für die Visualität waren Gregg Toland und Mankiewics verantwotlich. Schnitt und Montage waren von Robert Wise und Mark Robson. Der Ton stammt von John Houseman. Als Regisseur hatte Orson Wells die künstlerische Aufsicht, er ist aber nicht der alleinige Urheber von Citizen Kane als Werk.

Dass dieser Film von Filmkritikern und Cineasten mit zu den besten Filmen aller Zeiten gerechnet wird, zeigt nur sein größtes Manko. Er ist - wenn man einen Film wie Die Kinder des Olymp von Marcel Carné gegenüberstellt - nicht in der Lage Emotionen zu vermitteln, die uns mit einer der handelnden Personen mitfühlen lassen. Eine Anteilnahme und Identifikation des Zuschauers mit einer der Filmfiguren findet nicht statt. Der Film mag den Zuschauer nicht. Er interessiert sich nur für sich selber so wie Charles Foster Kane sich nur für sich selber interessiert - oder sich nur Orson Welles für sich selber interessiert in seiner Publicity-Sucht. Der Film war an der Kasse ein absoluter Reinfall, weil niemand so ein aufregend dramtisiertes Shakespeare-Lehrstück sehen wollte. Citizen Kane ist auch ein reiner Männerfilm, weil alle wichtigen Beziehungen zwschen Männern stattfinden. Charles Foster Kane hat zwar eine Liebesbeziehung zu Susan Alexander, diese Beziehung wird aber nicht genügend emotional dargestellt. Beziehungen zwischen Männern sind für die Handlung und die Emotionalitäten der Filmfiguren wichtiger.