LG-Geschichte: Unternehmen Barbarossa-3
Einschätzung der Sowjetunion
Während sich Hitler im Dezember 1940 auf der Höhe seiner Macht fühlte, tendierten fast alle Verantwortlichen in Hitlers Umgebung dazu, Möglichkeiten und Kampfkraft der Roten Armee zu unterschätzen. Nach allgemeiner Auffassung mußten sich die sowjetischen Streitkräfte nach den von der Stalin-Diktatur veranlaßten Säuberungswellen im russischen Offizierkorps in einer Führungskrise befinden. Hinzu kommen die Schwierigkeiten der Roten Armee im Winterkrieg gegen Finnland. Übersehen wurde dabei die militärischen Erfolge in Zentralasien an der mongolischen Grenze (Chalchyn gol) 1939 gegen Japan. Andererseits gab es nicht von der Hand zu weisende Anzeichen, daß die Sowjetunion bei einem länger dauernden Krieg zu einem unsicheren Faktor für Deutschland werden würde. Britisch-sowjetische Kontakte gaben Anlaß zu Mutmaßungen, die unbeugsame Haltung Englands beruhe auf der Hoffnung, die Sowjetunion würde doch noch auf der Seite der Westalliierten in den Krieg eintreten. Es handelte sich hier um die mehrfach wiederholte Vorstellung, Rußland könne im weiteren Verlauf des Krieges zum „Festlandsdegen" Englands werden.